Die besten deutschen Rennfahrer mit Schumacher, Röhrl, Vettel, Rosberg, Danner
Wenn du hier klickst, siehst du YouTube-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der
Datenschutzerklärung von YouTube
dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du
hier
.
WEC verabschiedet sich von GTE Pro: "Bester Rennsport"
Die GTE-Pro-Klasse ist seit dem WEC-Finale 2022, dem 8-Stunden-Rennen von Bahrain, endgültig Geschichte. Grund genug, noch einmal auf die heimliche Königsklasse der Langstrecken-WM zurückzublicken.

Das letzte Rennen dieser Kategorie bestritten fünf Fahrzeuge von drei Herstellern: Neben den beiden Werksautos von Ferrari und Porsche ging auch noch eine Corvette an den Start. Alle drei Marken zählen in der elfjährigen GTE-Pro-Historie zu den treuesten. Ferrari und Porsche beispielsweise schickten in jeder Saison Fahrzeuge ins Rennen.
Corvette hingegen beschränkte sich in den meisten Jahren auf einen Start beim Saisonhighlight, den 24h von Le Mans. Einzig in dieser Saison, der letzten der GTE-Pro-Kategorie, startete man mit einem Auto auf Vollzeit-Basis in der WEC. Vor wenigen Jahren sah das noch ganz anders aus, wie die folgende Übersicht verdeutlicht.
GTE Pro: Vollzeit-Autos und Marken (WEC): 2012: 4 Autos von Aston Martin (1), Ferrari (2) und Porsche (1) 2013: 6 Autos von Aston Martin (2), Ferrari (2) und Porsche (2) 2014: 6 Autos von Aston Martin (2), Ferrari (2) und Porsche (2) 2015: 6 Autos von Aston Martin (2), Ferrari (2) und Porsche (2) 2016: 7 Autos von Aston Martin (2), Ferrari (2), Ford (2) und Porsche (1) 2017: 8 Autos von Aston Martin (2), Ferrari (2), Ford (2) und Porsche (2) 2018/19: 10 Autos von Aston Martin (2), BMW (2), Ferrari (2), Ford (2) und Porsche (2) 2019/20: 6 Autos von Aston Martin (2), Ferrari (2) und Porsche (2) 2021: 4 Autos von Ferrari (2) und Porsche (2) 2022: 5 Autos von Corvette (1), Ferrari (2) und Porsche (2)
2016 bis 2019: Goldene Ära der GTE Pro
Ist von einer goldenen Ära der GTE-Kategorie die Rede, dann bezieht sich das vor allem auf die Zeit zwischen 2016 und 2019. Der werksseitige Einstieg von Ford leitete einen Aufschwung ein, der durch die Vergabe des offiziellen GT-Weltmeistertitels ab 2017 befeuert wurde. Den Höhepunkt erreichte die GTE Pro schließlich in der Saison 2018/19.
Damals stieß BMW mit dem M8 GTE zum hochkarätigen Feld hinzu. Nun kämpften fünf Marken um Siege, WM-Titel und Prestige. Mit Corvette ging ein sechster Hersteller in Le Mans an den Start. Das GTE-Pro-Starterfeld an der Sarthe wuchs 2018 und 2019 auf jeweils 17 Fahrzeuge an - Rekord in der elfjährigen WEC-Ära, wie die folgende Übersicht zeigt.
GTE Pro: Autos und Marken (24h von Le Mans): 2012: 9 Autos von Aston Martin (1), Corvette (2), Ferrari (4) und Porsche (2) 2013: 12 Autos von Aston Martin (3), Corvette (2), Ferrari (3), Porsche (2), SRT (2) 2014: 9 Autos von Aston Martin (2), Corvette (2), Ferrari (3) und Porsche (2) 2015: 9 Autos von Aston Martin (3), Corvette (2), Ferrari (2) und Porsche (2) 2016: 14 Autos von Aston Martin (2), Corvette (2), Ferrari (3), Ford (4) und Porsche (3) 2017: 13 Autos von Aston Martin (2), Corvette (2), Ferrari (3), Ford (4) und Porsche (2) 2018: 17 Autos von Aston Martin (2), BMW (2), Corvette (2), Ferrari (3), Ford (4) und Porsche (4) 2019: 17 Autos von Aston Martin (2), BMW (2), Corvette (2), Ferrari (3), Ford (4) und Porsche (4) 2020: 8 Autos von Aston Martin (2), Ferrari (4) und Porsche (2) 2021: 8 Autos von Corvette (2), Ferrari (2) und Porsche (4) 2022: 7 Autos von Corvette (2), Ferrari (3) und Porsche (2)
Ausstiege von BMW und Ford leiten das Ende ein
Doch schon bald zogen dunkle Wolken auf: Nach der "Super-Season" 2018/19 zogen BMW (offizieller Grund: stärkere Fokussierung) und Ford (planmäßiges Ende des Programms) den Stecker, ein Jahr später verabschiedete sich auch noch Aston Martin (alle Ziele erreicht). Ferrari und Porsche sowie Corvette in Le Mans blieben als einzige Player übrig.
Das Ende der immer teurer werdenden Klasse war so nicht mehr abzuwenden. 2023 werden die Fahrzeuge noch einmal in der kundenbasierten GTE-Am-Klasse zum Einsatz, ehe ab 2024 auch in Le Mans die GT3-Klasse das Zepter übernimmt. Einige Fahrer haben bereits im Sommer ihr Bedauern über das Ende der GTE Pro zum Ausdruck gebracht.
Und am Rande der 8h von Bahrain 2022 schwelgen einige der beteiligten Piloten in Erinnerungen. Nick Tandy bezeichnet die Jahre 2018/2019 als "den besten Rennsport, den ich je gesehen habe", als ihn Global' auf die GTE Pro ansprach.
Pier Guidi: Sieg in GTE genauso viel Wert wie in LMH
Tandy weiter: "Ich erinnere mich, als fünf verschiedene Herstellerteams in der IMSA Woche für Woche gegeneinander antraten, und es war einfach ein super Wettbewerb. Wir blicken auf das Jahr zurück, in dem 17 Pro-Autos in Le Mans antraten. Das Jahr, nachdem die LMP1 verblasst war, hat gezeigt, wie stark GTE und GTLM als Produkt waren."
Wie hoch die GTE Pro von den Beteiligten eingeschätzt wurde, unterstreicht Alessandro Pier Guidi: "Wenn man von der Königsklasse spricht, denkt jeder an LMH. Aber ehrlich gesagt haben wir die Königsklasse der GT, es ist dasselbe - nur ein anderes Auto. Es ist die gleiche Leistung, wenn man in der GTE [oder] in der LMH gewinnt. Für mich ist es das Gleiche."
Und Michael Christensen ergänzt: "Es sind supercoole Autos. Man hat einen Bezug zum Straßenauto [und gleichzeitig] hochprofessionelle Rennteams von Herstellern mit Werksfahrern. Es gab einige Höhen und Tiefen in Bezug auf den Wettbewerb, aber es gab definitiv großartige Momente und großartigen Wettbewerb. Eine tolle Ära für den GT-Sport."
Diese großartige Zeit ist nun jedoch zu Ende. Einige involvierte Hersteller richten ihren Blick nun auf die neue Prototypen-Königsklasse Hypercar/LMDh/GTP. Aus der früheren GTE Pro sind hier BMW, Ferrari und Porsche sowie Corvette-Konzernschwester Cadillac vertreten. Der Wettbewerb wird also ähnlich intensiv, wie in der goldenen GTE-Ära.
Rennsport-Oldtimer - Feuer aus dem Auspuff
Von Felix Reek
Es rappelt und klappert, beißender Benzinduft zieht in die Fahrerkabine. "Nicht erschrecken", sagt Claudia Kunkel, als sie den Schlüssel dreht, der Motor startet dröhnend, in einer Lautstärke, die es heute in den hermetisch abgeriegelten Wohlfühloasen, die wir Autos nennen, kaum noch gibt. Ein Radio? Fehlanzeige. Es wäre eh nicht zu hören. Kunkel beschleunigt, holpert über ein Schlagloch. Sie lacht laut auf. "Sehr direkt, oder?" Ohne Zweifel, das ist er, der Porsche 911 RS 2.7, Baujahr 1973. Dazu: eng, die Knie stoßen ständig gegen die Armaturen, wer groß ist, zieht automatisch den Kopf ein, und das Lenkrad reibt über die Oberschenkel. Trotzdem sagt die Beraterin bei einer Headhunter-Agentur im Taunus: "Das Auto ist der Wahnsinn."
Die erste Baureihe des RS ist für viele Porsche-Connaisseure der ultimative Sportwagen aus Zuffenhausen. Das Blech an den Karosserieteilen ist besonders dünn, die Scheiben ebenso, es gibt keinen Unterbodenschutz, weniger Dämmstoff und nur primitive Türverkleidungen. Ein echter Rennwagen eben. Für diesen Einsatz war der Sportwagen ursprünglich konzipiert, nur 500 wollte Porsche bauen, warum sollte schließlich jemand mehr Geld für ein Auto zahlen, das unbequemer ist und weniger Ausstattung besitzt? Die Geschäftsleitung von Porsche täuschte sich. 1580 Porsche 911 RS 2.7 wurden es schließlich. Auf Auktionen kosten sie heute 500 000 Euro und mehr. Für Claudia Kunkel ist das Modell das Ende einer langen Auto-Reise. Ferraris, Lamborghinis, das alles reizt sie nicht. "Wenn Sie richtig Gas geben wollen, ist der perfekt", sagt sie.
Detailansicht öffnen Ein Porsche RS als reine Männersache? Darüber kann Claudia Kunkel nur lachen. Sie fährt den Rennsport-Oldtimer in ihrer Freizeit. (Foto: Felix Reek)
Ihre Leidenschaft für Autos beginnt früh. Als junge Frau spaziert sie mit ihrem damaligen Freund an einem 911er vorbei. Der sagt: "Wenn ich die Wahl zwischen solch einem Auto und einer Eigentumswohnung hätte, würde ich das Auto nehmen." Ein Satz, der sich tief in ihre Erinnerung brennt. Als Studentin kauft sie sich den ersten Oldtimer. Ein Siata Spring aus dem Neckermann-Katalog. Viel Spaß hat sie mit dem italienischen Cabrio nicht: "Wir haben jedes Wochenende auf dem Abschleppwagen verbracht." Danach folgen unter anderem ein Mercedes 190, ein Jaguar XK 140 Drophead Coupé und ein Porsche 356. Kunkel fährt Oldtimer-Rallyes, besucht Treffen, ein Großteil ihrer Freizeit dreht sich um Autos. "Ich bin ein total freiheitsliebender Mensch", sagt sie. Autofahren, das ist für sie Freiheit.
Ihr erster Porsche 911 ist ihr Dienstwagen. Als sie ihn im Werk in Zuffenhausen abholt, ist das "einer der bewegendsten Momente in meinem Leben", sagt Kunkel. "Und ich musste das Auto nicht heiraten, nicht erben, ich habe es mir erarbeitet." 40 000 Kilometer fährt sie mit dem Sportwagen jedes Jahr, sie sitzt lieber in ihrem Porsche als in Bus und Bahn. Der sei aber "sehr kultiviert". Ein modernes Auto eben, das auch unerfahrene Fahrer sicher steuern können. Ganz im Gegensatz zum RS.
Detailansicht öffnen Nicht ohne Handschuhe: Der biestige Porsche RS braucht eine feste Hand, wenn er kaum gefedert durch Schlaglöcher brettert. (Foto: Felix Reek)
Claudia Kunkel kommt 2014 über Beziehungen zu dem seltenen Porsche. Ein Händler in den USA soll drei klassische 911er auf dem Hof stehen haben. Sie schreibt ihm und erhält ein Bild aus der Vogelperspektive zurück, auf dem sie nichts erkennen kann. Mit dem Ausdruck in der Hand geht sie zum Restaurateur ihres Vertrauens, der winkt ab: verbastelt, schlechter Zustand, die falschen Modelle. Er sieht aber unten in der Mail, dass sie auch an einem RS interessiert sei. "Wer ist das nicht?", sagt Kunkel. "Ich hab seit zwei Tagen einen", entgegnet der Mechaniker. Doch es gibt bereits eine lange Warteliste.
Den Ausschlag gibt die Frau des Restaurateurs. Sie erinnert sich an den Slogan, mit dem Porsche in den Siebzigerjahren für den Sportwagen warb: "Nur 500 Männer werden ihn fahren." Sie entscheidet: "Das Auto geht an die Claudia." Die grinst heute immer noch, wenn sie daran denkt. Quasi ein Akt von Solidarität unter Frauen in einer von Männern dominierten Szene. Denn natürlich ist Claudia Kunkel bewusst, dass sie eine Ausnahme ist. Zuletzt nahm sie zusammen mit dem ehemaligen Rallye-Weltmeister Christian Geistdörfer an der Mille Miglia teil. Da kommen auf 450 Autos gerade einmal fünf oder sechs mit Frauen, erklärt sie. Zwischen denen herrsche zwar ein "toller Zusammenhalt", mehr aber nicht. "Nur weil man weiblich ist, ist das keine Klammer", sagt sie. Klar gibt es Vorurteile, doch die meisten Männer freuten sich, dass da mal "eine charmante Frau" gebe, die ihre Passion teilt.
Detailansicht öffnen Historische Sportwagen sind eine Männerdomäne. Beim Oldtimer-Rennen Mille Miglia sind unter 450 Fahrzeugen nur fünf oder sechs Frauen dabei. (Foto: Claudia Kunkel)
Dass der seltene RS bei Kunkel gut aufgehoben ist, steht außer Frage. In ihrem Büro stapeln sich Porsche-Devotionalien, Abzeichen, Bücher, Bilder. Es ist nicht zu übersehen: Kunkel ist eine Auto-Fan durch und durch. Das mag in der öffentlichen Wahrnehmung gerade eine unpopuläre Vorliebe sein, doch die Porsche-Fahrerin steht zu ihren Ansichten. Der Forderung, das Auto stehen zu lassen, entgegnet sie: "Das ist einfach für Menschen, die in der Stadt wohnen. Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen." Dort gebe es für viele gar keine Alternativen zum eigenen Pkw.
Für Elektroautos kann sie sich genausowenig begeistern. Sie nennt sie "Distanzüberwindungsgeräte". Lautlos fahren reizt sie nicht: "Der Sound ist doch das Tolle!", sagt sie. Wie zur Bestätigung bollert der RS los. "Sehen Sie, der Klang ist schon super! Und wenn der richtig heiß ist, kommt aus dem Auspuff Feuer." Dass die zweifache Porsche-Besitzerin ein Tempolimit auf Autobahnen ablehnt, ist keine Überraschung. Das heißt aber nicht, dass sie uneinsichtig wäre, wenn eines Tages eine Beschränkung käme: "Ich werde heulen, aber dann fahre ich 130", seufzt sie, während ihre blauen Lederhandschuhe das Lenkrad des RS umschließen. Sie schaltet, gibt noch einmal Gas, das ganze Cockpit vibriert: "Es bleiben mir ja die Rennstrecken."