Formschwankungen bei McLaren: Nicht nur Abtriebslevel schuld
Nach einigen sehr guten Wochenenden landete McLaren in Mugello wieder auf dem Boden der Tatsachen. Hinter Renault und Racing Point war man im Mittelfeld nur noch dritte Kraft. Teamchef Andreas Seidl erklärt warum.
McLaren ist eine der positiven Überraschungen der aktuellen Saison. Im Konstrukteurspokal setzte sich das Traditionsteam aus Woking früh auf Rang drei fest. Nur in Spanien musste man den Bronze-Platz kurz an Racing Point abgeben. Mittlerweile führt man das Verfolgerfeld wieder an. Zeichen der positiven Entwicklung in diesem Jahr sind auch zwei Podiumsplätze durch Lando Norris und Carlos Sainz .
Doch ganz so geradlinig, wie von der Teamführung erhofft, verläuft die Formkurve nicht nach oben. Die Leistungen und Ergebnisse schwanken in dieser Saison stark. In Mugello sah es im Freien Training lange nach einer Punktediät aus. Erst kurz vor der Qualifikation bekam der MCL35 doch noch die Kurve. Am Ende sprangen immerhin acht Punkte für den sechsten Platz von Norris heraus.
Teamchef Andreas Seidl sieht das Glas trotzdem eher halb voll und nicht halb leer: "Das war ein sehr herausforderndes Wochenende, wenn man sieht, wo wir zu Beginn des Wochenendes lagen. Zum Glück konnten wir vor der Qualifikation einen großen Schritt machen. Und im Rennen lief es nochmal besser. Wir hatten die Ferrari unter Kontrolle. Und von den Racing Points und sogar den Renaults waren wir nicht weit entfernt. Das war ein positives Ende."
Die Konkurrenz konnte kaum Boden gutmachen. Wie McLaren brachten Renault und Racing Point jeweils nur ein Auto ins Ziel. Nach dem Ausfall von Carlos Sainz war wichtig, dass Lando Norris für sein Team die Kohlen aus dem Feuer holte. Vom Teamchef gab es ein Sonderlob für den Youngster: "Er blieb bei dem ganzen Chaos konzentriert und cool und hat sich aus allem Ärger rausgehalten. Auch die Starts hat er gut hinbekommen. Das war wichtig."
Probleme bei Rückenwind
Laut Seidl haben die Ingenieure noch nicht ganz verstanden, warum die Piloten das Potenzial des Autos nicht auf jeder Strecke abrufen können. Jetzt müssen erst einmal die Gründe für die Formschwankungen analysiert werden, bevor man mit der Entwicklung gegensteuern kann.
Die einfache Erklärung, dass die Autos je nach Streckenlayout mal besser oder schlechter funktionieren, will Seidl nicht akzeptieren: "Ich glaube nicht, dass es nur am Abtriebslevel liegt. Wir haben ja auch Formschwankungen zwischen uns und Renault in Spa und Monza gesehen, wo beides Mal mit wenig Abtrieb gefahren wird."
"Ich denke, es geht am Ende vor allem darum, das Auto vom Setup in den Sweetspot zu bringen. Da spielen auch Faktoren wie der Asphalt und das Wetter eine wichtige Rolle. Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass unser Auto sehr sensibel auf Rückenwind reagiert."
Anerkennung für Mercedes
Seidl warnt aber davor, das Problem zu sehr zu dramatisieren: "Die Schwankungen spielen sich im Bereich von einer, zwei oder drei Zehntelsekunden ab. Das macht dann manchmal im Qualifying einen Unterschied zwischen Platz fünf und Platz zwölf aus. Aber das ist ja auch der Reiz des Kampfes im engen Mittelfeld, in dem wir uns alle gerade befinden."
Umso anerkennender blickt Seidl auf die Leistungen von Marktführer Mercedes : "Ihr Auto funktioniert auf jeder Rennstrecke. Wochenende für Wochenende können sie eine Top-Leistung abrufen. Wahrscheinlich gibt es auch bei ihnen Strecken, auf denen sie etwas stärker oder schwächer sind. Aber das macht momentan keinen Unterschied. Am Ende liegen sich immer mit beiden Autos vorne."